Ein Einakter
(An einem ausnahmsweise lauen Mai-Nachmittag 2010 verlassen Bundeskanzler Werner Faymann und sein Vize, Josef Pröll, nach getaner Arbeit – also so gegen 15 Uhr – das Parlament.)
Pröll: Na, da war ma aber wieder fleißig!
Faymann: Ja, und beim Solitaire hab i heut sogar an neuen Rekord g’schafft!
Pröll: Echt? Super! Geh, gemma no an Sprung zum Feuerwehr-Wagner?
Faymann: Bist deppart? I kann do ned auf a Glaserl gehen! Da nennen s’ mi in der Presse do glei den zweiten Gusi! Und mei Partei hat eh scho so an schlechten Ruf im Moment.
Pröll: Na, ka Wunder! A Arbeiter-Partei seids ja aa nimmer wirklich. Wofür stehts ihr denn eigentlich no? Und dieses Pseudo-Angebiedere an die Linken und die Künstler-Bagage – warum lassts ihr die ned den Grünen?
Faymann: Also, erst amoal: Mir san a linke Partei! Mir san a Arbeiter-Partei! Immer scho g’wesen! Is ja klar, dass die Künstler aa zu uns wollen – des is ja nix Neues. Mir san halt die einzig wählbare Alternative. Was willst denn mit die Grünen? Die reißen eh nix, seit der Alex nimmer Obmann is. Und erzähl ma nix von wegen Verraten der Ideale! IHR nennts euch doch a christliche Partei! Is ja sehr christlich, wenn ihr euch gegen a Vermögenssteuer sperrts! Und eigentlich gegen alles, was den armen kleinen Mann von der Straßen entlasten könnt. MIR san die Partei für die kleinen Arbeiter! Und die ham ja schon genug für die Krise gebüßt! Und wer hat denn die Krise verschuldet? Des waren doch eure Wähler – die ganzen Industriellen und Bankenmanager! I sag nur Grasser, gell?
Pröll: Na, geh! Der Grasser war aber ned von unserer Partei!
Faymann: Na gut, parteienlos halt. Aber untern Nagel habts ihn euch schon g’rissen – und g’stopft habts ihn wie a Martini-Gansl! Und der beste Finanzminister war er ja angeblich aa, gell?
Pröll: Na, du wirst mi do jetzt ned mit dem Schüssel und seiner Bagage in an Topf werfen! Mit die Kriminellen hab i aber nix zum schaffen! Mit mir is die ÖVP wieder a ehrliche Partei ’worden. Dafür steht ja scho der Name Pröll. ... Mei, wenn mei Onkel Präsident ’worden wär ...
Faymann: Geh, red kan Blödsinn! Ihr stehts do ned für Ehrlichkeit! Was war denn mit deine Versprechen von wegen keine Steuererhöhungen? Alles nur Wahlkampf-Rhetorik! Und die Wähler hams dir aa no ’glaubt!
Pröll: Dafür kann i aber nix! I hab des eh ernst g’meint, damals. Hat ja niemand ahnen können, dass die depparte Krise dazwischen kommt. Die Scheiß-Sparerei geht ma eh am Oarsch! Was mi des an Wählern kost!
Faymann: Aber ned nur di! Du hast ja mit deine Umfragewerte no Glück! Mir geben ’s ja die Schuld für alles! I möcht gar ned wissen, wie ’s schreien wern, wemma erst das Budget am Tisch ham. Was wird denn dann aus dem Michl? Du, den Strache könn’ma da in Wien aber ned reinlassen, gell? Und du glaubst ja ned wirklich, dass die Christine ...
Pröll: Na, eh ned! War halt a Zuckerl für die Frauen. Außerdem hab i grad niemanden anderen zur Hand g’habt. Das mit dem Budget is aber a Problem. Bis wann brauch ma des denn?
Faymann: Die Prammer hat g’sagt, bis 22. Oktober.
Pröll: Na ja, wär eh nach der Wahl. Aber hast recht – so knapp zusammen, das wär ned gut. Das Schmiss-Bubi is scho penetrant genug. Der muss ned auch noch in Wien sitzen. Außerdem geht si das eh nie aus! I bin im Sommer auf a Jagd in Afrika eing’laden. Da muss schon no vorher a bissl üben – sonst schau i ja blöd aus!
Faymann: Super! Musst aber schon a bissl auf dein Haxn aufpassen, gell? I hab ka Lust, dass du dann in die Medien wieder wegen dein Gipsbein überall auf die Titelseiten kommst, obwohl du gar nix g’macht hast ... Na, i hab ja eigentlich aa ka Zeit. Die Martina und i wollen heuer in die USA auf Urlaub fahrn.
Pröll: Echt? In der Hurrikan-Saison? Na, i weiß ned ...
Faymann: Na, i möcht mir scho die Küste von Louisiana anschaun. Die armen Vogerln, die die Federn total mit dem Öl verpickt ham. Mit so was muss ma si scho auseinandersetzen, als Politiker.
Pröll: Geh, im Urlaub? Des is do grauslich! Des soll da Obama regeln. Des is schließlich auf seinem Mist g’wachsen.
Faymann: Na ja, eigentlich war’s ja no der Mist vom Bush ...
Pröll: Eh klar, dass du des wieder auf den Bush schieben musst! Weil der Obama ja so a Unschuldsengerl is!
Faymann: Na, des hab i jetzt aa ned g’sagt! ... Aber du, was mach’ma jetzt mit’m Budget? I kann mir die Wien-Wahl ned z’sammhaun lassen. Verstehst?
Pröll: A ja, das hätt ma jetzt fast scho wieder vergessen. Na, i hab eh kein Bock drauf. Da fang’ma doch nur wieder zum streiten an. Weißt, was ma machen? Mir sagen einfach, dass des no zu früh is. Weil die Wirtschaftslage, die is ja eh so schlecht. Und das mir ned alles no schlimmer machen wollen. Da kannst du dann gut mit der Entlastung für die kleinen Arbeiter argumentieren. Und i sog, i wü die Konjunktur ned g’fährden. Deshalb woll’ma no warten. Sag ma ... bis Dezember.
Faymann: Ja, des könnt sie ausgehen.
Pröll: Vielleicht find ma ja no paar Experten, die des stützen. Damit’s a bissl glaubwürdiger rüberkommt.
Faymann: Na, aber die Grünen wern da sicher ned mitmachen. Du kennst doch die Eva ...
Pröll: Wurscht! Mir san die Regierung!
Faymann: Ja, aber dann darfst ma ned wieder in den Rücken fallen, Peppi! Des kommt ned gut.
Pröll: Geh, gräbst scho wieder die alten Kamellen aus? Also, du kannst ja scho nachtragend sein. Und du hast ja aa dei Meinung bei der Vermögenssteuer geändert. Na, des passt scho! Glaubst, I hab Lust, im Sommer was zu hackeln?
Faymann: Na, i eh aa ned! Hab eh schon genug mit der Wahl zum tun ... Aber da müss’ma mal zur Abwechslung schon z’sammhalten. Sonst klappt des nie. Die Prammer kann a ganz schöne Furie sein.
Pröll: Ja, passt! Des hamma also erledigt! Sehr fein! Jetzt gemma aber scho no was trinken, oder?
Faymann: Na, geh! I hab dir do g’sagt, das is ka gute Idee! Aber i sag dem Fahrer, er soll paar Bier vom Würschtelstand holen.
Pröll: Auch gut.
(Faymann und Pröll gehen ab.)
Ende
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