Sonntag, 8. Januar 2023

Winners and losers.

Two kinds of morons define mankind's evolution. Only one of them is meant to survive. 


Some people are morons. Instead of dealing with their own problems, they consider it their purpose in life to offer themselves as dustbins for the problems and issues of others. Feeling needed, feeling - and if it just for a moment - the power of being able to help and change things for the better - even if it is just for others: This pattern defines social cripples who lock their own misery away - in the darkest corners of their soul - and believe to feel better (I am not going so far to say "happy"), because they proved themselves to be worthy. At least for someone else. But isn't this also the point? You reap what you sow. It is this hope, this childish belief that being good to others will eventually change your own life for the better - some call it karma.

But as I said: These people are morons. I am a moron. Empathy and compassion - these are not the essential characteristics that shape the human race. For it is the character traits found at the other end of the scale which are our incentive to strife for (character) development, for success and progress in life. Not caring for others fostered the evolution of mankind - no matter, whether for children, bloodkin, your tribe. What defined mankind's evolution until the present is something else - the intrinsic instinct of self-preservation. And this includes egoism, greed and envy. Because the neighbor always has something that would make my life better. Therefore, I need to have it, to take it. Since it is good for me, it was surely meant for me in the first place - and it is, therefore, rightfully mine (to take). I have the right to claim it.

What were the two important inventions that triggered the development of the United States of America up until its current state? It was the railway. And it was barb wire. Not just to keep your flock together, but to prevent it to be taken away from you, to be stolen. Why do we still have wars, although the previous have cost us so much already? Because after we get deprived of our property by the goverment (the ones supposed to protect us), we have to fight to survive in order to take back what used to be ours. And the "neighbor" still has the means for that, while I starve and suffer. Hence, these have to be rightfully mine. Irrelevant, whether it is a pig, a cow, a car or massive oil reservoirs, soil to plant my food - or a weapon to defend what I claimed as mine.

And so it starts again - the perpetuous back and forth between good and bad times, democracy and dictatorship, economic boom or starving, between investing in innovation or preserving our last belongings, between peace and war, between life and death. This pendulum will continue to swing back and fourth - from the left end of its range to the right. And back. The intermediates, these periods of peace, they are not meant to last. Only being torn between these extreme poles keep us from stagnation and triggers this drive for action. This is what brought mankind to its current stage of evolution - not judging now, whether a good or bad one. This made us what we are. And in the end, it will be our doom.

Mankind is not meant to last. It is not in our genes. Malice is what makes us survive. Because it makes us put ourselves first. Compassion and care for others will never do the job. This approach kills the ones who follow this path. They don't live for themselves, for their own wellbeing, but for the one of the others. They burn and than they fade away. It is a simple rule - the survival of the fittest.

I am not fit. My misery is locked away in the darkest corner of my heart, my brain, my soul. The rest is filled with the misery of others. Because I tried to take their pain away. But where to put it? There is nothing like a disposal site for that kind of waste. However, never expect these people to give back what you have done for them! Because these are not the ones who will help you in return when the time comes. They are the ones to survive, we are just stepping stones on their path to Valhalla. And there they will feast and drink to their victory. And us morons? We will bring them their ale, clean their puke that covers the floor. And then, we will cry alone in the dark. Too muffled to be heard - next to the roaring of the ruthless who won the fight. Who won everything. And we have lost the right to complain, to reclaim. Since everything we lost, we gave away willingly. Ourselves.

Because we are morons. And because we will never learn from our mistakes. Because we are humans. This is not the character trait that is meant to help mankind survive. Because this is weakness. Because of this stuborn repeating of self-harming patterns we lack the capacity to learn from mistakes. Cheers to the morons!    

Donnerstag, 7. August 2014

Doch deiner Dunkelheit entkomm ich nicht ...


Wenn die Zeiten härter werden und einem das Leben die Rosen nicht mehr in den Schoß wirft, zeigt sich, aus welchem Holz wir geschnitzt sind und ob wir auch über die Skills verfügen, die es uns ermöglichen, gleich einem Phönix aus der Asche zu steigen und uns neu zu erschaffen. Es sind die Niederlagen, die uns wachsen lassen; es sind die von uns begangenen Fehler, die uns davor bewahren, zwei Mal in die gleiche Falle zu tappen. Es ist der Überlebenswille, der uns veranlasst, den gestreckten Mittelfinger gen Himmel zu erheben und zu schreien: „Ihr kriegt mich nicht! Jetzt noch nicht!“

Doch manchmal waren es zu viele Hürden, die wir nicht überwinden konnten; zu viele Abstürze, die uns das Genick gebrochen haben. Und dann gilt der Satz auf einmal nicht mehr: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Denn dann bleibt dir nur noch der schleichende Tod, das Ausgebrannt-Sein, die Unmöglichkeit, nur noch einen einzigen Schritt vorwärts – oder auch zurück – zu machen, um deinem Labyrinth der Selbstzerfleischung zu entgehen. Dann bleibst du in dir gefangen, drehst dich so oft im Kreis, bis die Bewegung selbst zum Stillstand wird, bis das Verharren in Todesangst zum Flucht-Plan, zur Lebensstrategie geworden ist. Dann wirst du zum Schwarzen Loch, dem keine Materie, kein Gedanke, keine Inspiration mehr entweicht – ganz zu schweigen von dir selbst.

In diesem Stadium kannst du Information immer noch aufsaugen; jedoch wirst du sie nicht mehr in konstruktiven Output verwerten können und als solchen in die Gesellschaft zurückwerfen können. Sie fällt wieder auf dich zurück – ungehört, ungesehen von deiner Umwelt. Und du verharrst in deinem dir selbst geschaffenen Käfig von Universum – einer Welt, die so schlüssig wirkt, dass dir gar nicht auffällt, wie sie sich immer mehr von der deinen Mitmenschen entkoppelt, bis du schließlich als abgeschlossene Entität vor dich hin treibst. Du wirst zu deinem eigenen Universum – mit deinen eigenen Regeln. Vielleicht ist es da ja ganz schön, aber da es sich dabei um ein Schwarzes Loch handelt, werden sämtliche Einladungen, die du an Freunde und Verwandte verschickst, nie ankommen – und sie werden dich nie besuchen kommen, um an dieser vermeintlichen Schönheit deines Universums teilzuhaben. Denn sie werden in ihrem Universum, in ihrer Realität leben – und deine wird damit nicht mehr viel zu tun haben.

Aber natürlich gibt es auch für Außenstehende eine Möglichkeit, Teil deines Schwarzen Loches zu werden. Kommt man deinem Universum nämlich zu nahe, schafft man es irgendwann nicht mehr rechtzeitig, sich dem immer stärker werdenden Gravitationssog zu entziehen; man wird früher oder später unweigerlich der eigenen Realität entrissen und von deinem Schwarzen Loch absorbiert. Man wird Teil des in sich geschlossenen Universums eines anderen – ohne Verbindung zu seinem eigenen Universum und daher auch ohne Erdung, ohne eigene Lebensziele und ohne Chance auf Flucht. Man ist zu lange im Orbit gekreist, hat nicht rechtzeitig gemerkt, wann man die Haftung an die eigene Welt verloren hat. Und bevor es einem wirklich bewusst wird, hat man die Möglichkeit auf einen Absprung auch schon verpasst.

So wächst sie also – die von der ungeheuerlichen Anziehungskraft verschluckte Materie. Und sie lässt auch das Schwarze Loch wachsen. Schließlich wiegen zwei verlorene Seelen allemal schwerer als eine. Mein eigenes Schwarzes Loch hatte noch einen Ausgang – manchmal habe ich ihn gefunden, manchmal sogar durchschritten. Und es hat dann auch gut getan, die Welt aus dieser anderen, weniger schwarzen Perspektive zu betrachten. Den Ausgang aus deinem Schwarzen Loch kenne ich nicht; denn nur die Architekten selbst verfügen über die Baupläne ihrer Konstruktionen. Du wirst den Ausgang also für uns beide finden müssen. Oder wir bleiben auf ewig gefangen – im Dunkeln.


Samstag, 31. Mai 2014

"Das Auto war's, ned i ..."

Wo hört unsere Verantwortung auf?

Gastbeitrag im Surprise Blog der Academia Superior:

http://www.academia-superior.at/de/surprise-blog/beitrag/wo-hoert-unsere-verantwortung-auf.html

Weiterführende Denkanstöße zu: Wenn Autors über Leben und Tod entscheiden von Michael Hauer

Freitag, 10. Januar 2014

Die einsame Kunst – vom Traum leben wollen ...

Es gibt sie ja unter uns – die Träumer, die Idealisten, die auf ein Leben hoffen, in dem es ihnen ermöglicht wird, ihre Leidenschaft, das, wofür sie brennen, zum Beruf zu machen. Auf dass in einer Gesellschaft, in der Arbeiten einen großen Teil unserer Lebenszeit ausmacht, dieses Leben, das uns geschenkt wurde, nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken und im Stumpfsinn der Fließband-Arbeit zum Lemming-Daseins verkommen möge.
Viele von diesen weltfremden Träumern sind dem künstlerischen Schaffen verhaftet. Für diese Menschen ist es nicht nur Arbeit – für sie ist es ihre Art, sich auszudrücken, mit der Welt um uns herum klarzukommen. Kunst ist für sie wie ein Lebenselixier, ohne das sie verdorren, wie eine Blume verkümmern.
Jedoch – ach, in welchen Zeiten leben wir? Schon längst zählen die Künste nicht mehr zu den essentiellen Dingen des Lebens wie einst noch bei den alten Griechen. Heutzutage an Universitäten zu „Orchideenfächern“ degradiert, dem Überfluss von wirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Wirtschaftszweigen ob deren größerer Einträglichkeit zum Opfer gefallen, fristen sie ein Dasein am Rand der Bedeutungslosigkeit.
Nicht ihre interpretierende und kommentierende Kraft in Bezug auf Historie und Gesellschaft wird geschätzt; auch werden nicht die wirtschaftlichen Interdependenzen zu den vermeintlich gesellschaftstragenden Zweigen – und somit ihre wirtschaftliche Berechtigung und Notwendigkeit – erkannt. In einer Gesellschaft voll Hast und Druck von allen Seiten ist Kunst Luxus, ist Kunst Zeitverschwendung, ist Kunst entbehrlich.
Die, die den Wechsel aus dieser brotlosen Branche in „ertragreichere“ Zweige nicht schaffen, gehen zu Grunde. Sie und ihr kreatives Potenzial verkümmern, sie werden zu Randerscheinungen, die die Gesellschaft mitschleppen muss. Und die Last ist groß – denn nicht nur werden die arbeitslosen Künstler mitgetragen. Mit ihnen geht auch die kritische und kommentierende Instanz verloren, deren Ausformung nur mehr in Schubladen, Keller und Garagen das Licht ebendieser Welt erblickt. Still und ungehört kritisieren und kommentieren die Künste, die Künstler; die Gesellschaft ignoriert ihre Warnungen und schreitet auf ihrem Weg voran – von einer Krise in die nächste, von einem Staatsbankrott in den nächsten, von einem Krieg in den nächsten. Ganz so, wie es die Wirtschaft eben will. Weil hier liegt ja das Geld.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Von der Gleichheit der Dinge


Warum die Schöpfungsgeschichte auch für Atheisten funktioniert und alle einfach nur einmal tief durchatmen sollten

Wenn ich die Nachrichten sehe, bekomme ich schlechte Laune. Um mich herum versinkt die Welt in dem Schlamassel, den sie sich selbst fein säuberlich aufgebaut hat – und erstaunt zeigt man sich über die Entwicklungen auch noch!

Muss man wohl auch; wie sonst könnte man sonst erklären, dass man aus der sich immer und immer wiederholenden Geschichte denn noch immer nicht gelernt hat? Und so befinden wir uns nun wieder in einer Phase der wirtschaftlichen Depression – die Menschen sind hoffnungslos. Und wo suchen sie – normalerweise bekanntlich – in solchen Phasen Trost? Im Glauben. Nicht sonderlich überraschend also der verstärkte religiöse Fundamentalismus an allen theologischen Fronten – Warnung vor Satans Jüngern in den anderen Religionen und dem drohenden Armageddon inklusive (ca. ein Mal jedes Jahr – für jede Religion mindestens ein Mal). Und wehe dabei jenen, die die/den einzig Wahre/-n (eben je nach theologischer Ausrichtung, political correctness!) anzweifeln, diskreditieren, bekämpfen oder – am schlimmsten – an keinen von ihnen allen glauben! Den sie sind der Abschaum, sie sind die mit der Wissenschaft (auch so ein Glaube – aber was für lächerliche Dinge die glauben!), sie sind die ... Atheisten!!

Und während sich also der Rest der Welt die Köpfe einschlägt und sich Bomben um die Ohren fetzt, um ein für allemal zu klären, wer den nun der/die einzig Wahre/-n ist/sind, wird dieses Grüppchen ohnehin von allen als Teufelsanbeter-Club zum Abschuss freigegeben. Diese wiederum beobachten mit Erstaunen, welche Angst wissenschaftliche Daten schüren können und mit Hilfe welcher an groteske Slapstick-Farce grenzender Einlagen ebensolche negiert und als Lügen, ja sogar Angriff des eigenen Glaubens hysterisch verbellt werden. Hier ist dann stets der gleiche Mechanismus in abgewandelten Formen zu beobachten, welcher anthropologischen Sozialstudien zur Terrainverteidigung in aussichtslosen Situationen enorm viel Datenfutter bieten dürfte: Anstatt die Meinung des – wir sagen der Einfachheit halber – „Atheisten“ als Meinung eines anderen auf mit mir ebenbürtiger Ebene stehenden menschlichen Wesens zu akzeptieren und sachlich meinen – eventuell divergierenden – Standpunkt kundzutun, reagiert der – wieder der Einfachheit halber eine simplifizierte Rollenverteilung – „Gläubige“ mit seinen ... animalischen Ur-Instinkten. Ein anschauliches Vergleichsbeispiel für dieses Verhalten wäre etwa der kleine bescheuerte Wischmob von Hund im Nachbargarten, der jedes verdammte Mal wie ein Flummy den Zaun entlanghüpft und auch noch Stunden, nachdem man vorbeigegangen ist, gleich einer hysterische Sirene im Dauersendemodus kläfft.

So ein Verhalten hätte mir in der Schule sicher als „unverhältnismäßig“ ein Nicht Genügend eingebracht. In einer Welt, wo Religion den Platz im Herzen eingenommen hat, ist jeder Zweifler jemand, der deren Werte in Frage stellt – diese CHRISTLICHEN Werte. Ja, wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ... Okay, der war aufgelegt. Wie Nächstenliebe? Hab ich echt noch nie woanders gehört! Moral, Ehre, Anstand – wie immer man es nennen mag. Diese Dinge halt.

Ja, ich bin Atheistin. Und wenn mir eine Christin im Fernsehen erzählt, dass sie als Quintessenz ihres Glaubens ihren Kindern Nächstenliebe, Demut vor der Schöpfung und das Begreifen, dass es da so viel mehr gibt, dessen Teil wir sind, beibringen will, dann stellt sich tatsächlich die Hocheckersche Frage: Und warum sollte ich das als Atheistin meinen Kindern nicht beibringen wollen? Warum sagt mir diese Gläubige, dass ich nur als Christin in der Lage bin, diese Grundwerte zu verstehen und zu vermitteln und somit schlechter, böser bin? Diese ... CHRISTLICHEN Grundwerte? Die ich auch noch nie als ethische Grundwerte bar jeder theologischen Grundnote kennengelernt habe!! Die ich in quasi identem Wortlaut auch noch nie in anderen Religionen als deren Grundwerte vernommen habe. Ist nicht merkwürdig, oder? Nein.

Wie sind den Religionen entstanden? Jetzt bitte nicht das Ding „Da hat der Gott zu dem Typen gesprochen ...“. Meine Story, meine Religion: Menschen konnten sich vieles nicht erklären, was um sie herum passiert; sie benötigten Sündenböcke für Schicksalsschläge und jemanden, auf den man die Verantwortung für die Scheiße, die man verbockt hat, abwälzen konnte. Und ein Freibrief für alles, was nicht ganz so koscher ist, ist auch praktisch – ein kleines Opfer, eine Buße, und dir ist vergeben. Das eint im Grunde alle Religionen; der Rest ist Kleingedrucktes. Schade, dass sich bisher keiner die Zeit genommen hat, um einen Schritt zurückzumachen und auch das Großgedruckte zu lesen. Als Atheistin und Pazifistin sowie Vertreterin der Prinzipe „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (wer auch immer sich das jetzt an die Brust heftet) und „Leben und leben lassen“ frage ich mich allerdings schon, warum so wenig Kleingedrucktes so viel Blutvergießen verursachen kann. Bei ideologischen Gruppierungen, die die gleichen Grundwerte wie ich vertreten. Habe ich zumindest gedacht.

Eine Diskrepanz also, die mich zum Rätseln bringt. Der Dialog scheint das geeignete Mittel, um Licht ins Dunkel zu bringen. Dialog unter religiösen Gruppierungen ist immer ein heißes Thema, weil meist viele Spannungsfelder zu beackern sind. Erstaunlich geeint treten sie aber auf, wenn sie sich gegen die Atheisten verbünden dürfen. Weil: gar kein Glaube ...?! Hier versucht die Dame im Fernsehen ja auf die Schöpfungsgeschichte hinzuweisen, und das mit der Demut. Und ich denke: Lass mich dir meine Schöpfungsgeschichte erzählen! Aus einer Eizelle ist in neun Monaten ein fertiger Mensch entstanden. In mir vereinigen sich unzählige Atome zu Verbindungen, die einen Menschen bilden, in Wirklichkeit aber nicht einmal feste Materie sind. Diese Atome waren vorher vielleicht Bestandteil eines anderen Menschen, eines Tieres, eines Grashalmes – eines Planeten. Ich werde also ewig weiterexistieren. Diese Schöpfungsgeschichte kann ich für jedes Objekt, jedes Lebewesen um mich herum erzählen – in einem unendlichen und expandieren Universum.

Diese Schöpfungsgeschichte basiert auf Fakten, auf empirischen Daten, auf Wissenschaft. Und dennoch gleicht diese Geschichte der Schöpfungsgeschichte. Bin ich wirklich in meinem Glauben so anders?

Von der Gleichheit der Dinge


Warum die Schöpfungsgeschichte auch für Atheisten funktioniert und alle einfach nur einmal tief durchatmen sollten

Wenn ich die Nachrichten sehe, bekomme ich schlechte Laune. Um mich herum versinkt die Welt in dem Schlamassel, den sie sich selbst fein säuberlich aufgebaut hat – und erstaunt zeigt man sich über die Entwicklungen auch noch!

Muss man wohl auch; wie sonst könnte man sonst erklären, dass man aus der sich immer und immer wiederholenden Geschichte denn noch immer nicht gelernt hat? Und so befinden wir uns nun wieder in einer Phase der wirtschaftlichen Depression – die Menschen sind hoffnungslos. Und wo suchen sie – normalerweise bekanntlich – in solchen Phasen Trost? Im Glauben. Nicht sonderlich überraschend also der verstärkte religiöse Fundamentalismus an allen theologischen Fronten – Warnung vor Satans Jüngern in den anderen Religionen und dem drohenden Armageddon inklusive (ca. ein Mal jedes Jahr – für jede Religion mindestens ein Mal). Und wehe dabei jenen, die die/den einzig Wahre/-n (eben je nach theologischer Ausrichtung, political correctness!) anzweifeln, diskreditieren, bekämpfen oder – am schlimmsten – an keinen von ihnen allen glauben! Den sie sind der Abschaum, sie sind die mit der Wissenschaft (auch so ein Glaube – aber was für lächerliche Dinge die glauben!), sie sind die ... Atheisten!!

Und während sich also der Rest der Welt die Köpfe einschlägt und sich Bomben um die Ohren fetzt, um ein für allemal zu klären, wer den nun der/die einzig Wahre/-n ist/sind, wird dieses Grüppchen ohnehin von allen als Teufelsanbeter-Club zum Abschuss freigegeben. Diese wiederum beobachten mit Erstaunen, welche Angst wissenschaftliche Daten schüren können und mit Hilfe welcher an groteske Slapstick-Farce grenzender Einlagen ebensolche negiert und als Lügen, ja sogar Angriff des eigenen Glaubens hysterisch verbellt werden. Hier ist dann stets der gleiche Mechanismus in abgewandelten Formen zu beobachten, welcher anthropologischen Sozialstudien zur Terrainverteidigung in aussichtslosen Situationen enorm viel Datenfutter bieten dürfte: Anstatt die Meinung des – wir sagen der Einfachheit halber – „Atheisten“ als Meinung eines anderen auf mit mir ebenbürtiger Ebene stehenden menschlichen Wesens zu akzeptieren und sachlich meinen – eventuell divergierenden – Standpunkt kundzutun, reagiert der – wieder der Einfachheit halber eine simplifizierte Rollenverteilung – „Gläubige“ mit seinen ... animalischen Ur-Instinkten. Ein anschauliches Vergleichsbeispiel für dieses Verhalten wäre etwa der kleine bescheuerte Wischmob von Hund im Nachbargarten, der jedes verdammte Mal wie ein Flummy den Zaun entlanghüpft und auch noch Stunden, nachdem man vorbeigegangen ist, gleich einer hysterische Sirene im Dauersendemodus kläfft.

So ein Verhalten hätte mir in der Schule sicher als „unverhältnismäßig“ ein Nicht Genügend eingebracht. In einer Welt, wo Religion den Platz im Herzen eingenommen hat, ist jeder Zweifler jemand, der deren Werte in Frage stellt – diese CHRISTLICHEN Werte. Ja, wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ... Okay, der war aufgelegt. Wie Nächstenliebe? Hab ich echt noch nie woanders gehört! Moral, Ehre, Anstand – wie immer man es nennen mag. Diese Dinge halt.

Ja, ich bin Atheistin. Und wenn mir eine Christin im Fernsehen erzählt, dass sie als Quintessenz ihres Glaubens ihren Kindern Nächstenliebe, Demut vor der Schöpfung und das Begreifen, dass es da so viel mehr gibt, dessen Teil wir sind, beibringen will, dann stellt sich tatsächlich die Hocheckersche Frage: Und warum sollte ich das als Atheistin meinen Kindern nicht beibringen wollen? Warum sagt mir diese Gläubige, dass ich nur als Christin in der Lage bin, diese Grundwerte zu verstehen und zu vermitteln und somit schlechter, böser bin? Diese ... CHRISTLICHEN Grundwerte? Die ich auch noch nie als ethische Grundwerte bar jeder theologischen Grundnote kennengelernt habe!! Die ich in quasi identem Wortlaut auch noch nie in anderen Religionen als deren Grundwerte vernommen habe. Ist nicht merkwürdig, oder? Nein.

Wie sind den Religionen entstanden? Jetzt bitte nicht das Ding „Da hat der Gott zu dem Typen gesprochen ...“. Meine Story, meine Religion: Menschen konnten sich vieles nicht erklären, was um sie herum passiert; sie benötigten Sündenböcke für Schicksalsschläge und jemanden, auf den man die Verantwortung für die Scheiße, die man verbockt hat, abwälzen konnte. Und ein Freibrief für alles, was nicht ganz so koscher ist, ist auch praktisch – ein kleines Opfer, eine Buße, und dir ist vergeben. Das eint im Grunde alle Religionen; der Rest ist Kleingedrucktes. Schade, dass sich bisher keiner die Zeit genommen hat, um einen Schritt zurückzumachen und auch das Großgedruckte zu lesen. Als Atheistin und Pazifistin sowie Vertreterin der Prinzipe „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (wer auch immer sich das jetzt an die Brust heftet) und „Leben und leben lassen“ frage ich mich allerdings schon, warum so wenig Kleingedrucktes so viel Blutvergießen verursachen kann. Bei ideologischen Gruppierungen, die die gleichen Grundwerte wie ich vertreten. Habe ich zumindest gedacht.

Eine Diskrepanz also, die mich zum Rätseln bringt. Der Dialog scheint das geeignete Mittel, um Licht ins Dunkel zu bringen. Dialog unter religiösen Gruppierungen ist immer ein heißes Thema, weil meist viele Spannungsfelder zu beackern sind. Erstaunlich geeint treten sie aber auf, wenn sie sich gegen die Atheisten verbünden dürfen. Weil: gar kein Glaube ...?! Hier versucht die Dame im Fernsehen ja auf die Schöpfungsgeschichte hinzuweisen, und das mit der Demut. Und ich denke: Lass mich dir meine Schöpfungsgeschichte erzählen! Aus einer Eizelle ist in neun Monaten ein fertiger Mensch entstanden. In mir vereinigen sich unzählige Atome zu Verbindungen, die einen Menschen bilden, in Wirklichkeit aber nicht einmal feste Materie sind. Diese Atome waren vorher vielleicht Bestandteil eines anderen Menschen, eines Tieres, eines Grashalmes – eines Planeten. Ich werde also ewig weiterexistieren. Diese Schöpfungsgeschichte kann ich für jedes Objekt, jedes Lebewesen um mich herum erzählen – in einem unendlichen und expandieren Universum.

Diese Schöpfungsgeschichte basiert auf Fakten, auf empirischen Daten, auf Wissenschaft. Und dennoch gleicht diese Geschichte der Schöpfungsgeschichte. Bin ich wirklich in meinem Glauben so anders?