Vielleicht verlang ich ja ein bisschen viel ... In einer
Welt, in der man sich schon freuen muss, wenn man auf seine Bewerbung zumindest
eine Absage bekommt – statt des mittlerweile standardisierten
Zero-Response-Gehabes – ist offenbar nicht viel Platz für die Grundregeln der Höflichkeit, die einst
durchaus das Zusammenleben in unserer Gesellschaft definiert haben. Auch die
Tatsache, dass im Berufsleben E-Mails mit der Bitte um Auskunft, Material oder
einen Sitzungstermin geflissentlich übergangen werden, sollte mich nach all den
Jahren eigentlich schon längst nicht mehr verwundern. Das ist sie halt, die
neue Kommunikationswelt – in der Kommunikation per Klick quasi in Realtime
vonstatten geht und jeder mit dieser neuen Einfachheit glücklich zu sein
scheint. Das Problem ist lediglich: Ist es noch Kommunikation, wenn der
Adressat nicht mehr reagiert?
Ich entsinne mich der Grundsätze, die mir noch im Studium
eingetrichtert worden sind: Vereinfacht beinhaltet Kommunikation einen Sender
und einen Empfänger einer Nachricht. Aber erst wenn dieser Prozess um
mindestens eine Feedback-Schleife reicher wird, Sender und Empfänger ihre
Rollen also wechselnd erfüllen, kann ich doch davon ausgehen, dass eine
Verständigung , also Dialog, stattfindet. Erfüllt also eine der Parteien ihre
Rolle nicht adäquat, stockt der Informationsfluss – es findet kein
wechselseitiger Austausch statt, ergo auch keine Kommunikation.
Diese in Mode gekommene Herangehensweise erschwert aber
nicht nur den Berufsalltag; sie stülpt sich auch zunehmend in irritierender
Weise über meinen Privatbereich. So bedeutet bei einigen Freunden der Boykott
der neuen Medien, dass sie auch althergebrachte Umgangsformen verlernen. Dass
man also auf meine SMS nicht mehr antwortet, muss ich demnach wohl als einen in
meine Richtung gestreckten Mittelfinger interpretieren. Gemäß dem Motto: „Ich
hab dir zwar geschrieben, dass ich mich bei dir melden werde, aber wenn ich’s
nicht tue, kriegst du’s ja eh auch mit.“
Vielen Dank für die Info! Ich hab ja sonst nicht Besseres
vor, als mir auf Gutdünken sämtliche Termine freizuhalten und mir nichts
anderes vorzunehmen, falls du dich doch entscheiden solltest, dich gnädig auf
eine Korrespondenz mit mir einzulassen.
Aber ich bin halt altmodisch erzogen worden. Und so harre
ich in meiner Naivität jedes Mal aufs Neue aus – in der vergeblichen Hoffnung, Antworten
zu bekommen. Denn genauso wie der Reichtum der uns zur Verfügung stehenden
Kommunikationsmittel die Verständigung zwischen Menschen immer ärmer und
missverständlicher zu machen scheint, spielt sich offenbar auch Freundschaft
mittlerweile mehr auf einer anderen, transzendenten Ebene ab – fernab jeglicher
Kommunikationsmittel. Es ist ja alles nur im Kopf.
In diesem Sinne schicke ich dir einen
transzendenten Tritt in den Arsch. Wirst du ihn bekommen? Und wie wirst du wohl
darauf antworten?
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