Donnerstag, 9. Januar 2014

Von den Regeln der Kommunikation ...

Vielleicht verlang ich ja ein bisschen viel ... In einer Welt, in der man sich schon freuen muss, wenn man auf seine Bewerbung zumindest eine Absage bekommt – statt des mittlerweile standardisierten Zero-Response-Gehabes – ist offenbar nicht viel Platz für  die Grundregeln der Höflichkeit, die einst durchaus das Zusammenleben in unserer Gesellschaft definiert haben. Auch die Tatsache, dass im Berufsleben E-Mails mit der Bitte um Auskunft, Material oder einen Sitzungstermin geflissentlich übergangen werden, sollte mich nach all den Jahren eigentlich schon längst nicht mehr verwundern. Das ist sie halt, die neue Kommunikationswelt – in der Kommunikation per Klick quasi in Realtime vonstatten geht und jeder mit dieser neuen Einfachheit glücklich zu sein scheint. Das Problem ist lediglich: Ist es noch Kommunikation, wenn der Adressat nicht mehr reagiert?
Ich entsinne mich der Grundsätze, die mir noch im Studium eingetrichtert worden sind: Vereinfacht beinhaltet Kommunikation einen Sender und einen Empfänger einer Nachricht. Aber erst wenn dieser Prozess um mindestens eine Feedback-Schleife reicher wird, Sender und Empfänger ihre Rollen also wechselnd erfüllen, kann ich doch davon ausgehen, dass eine Verständigung , also Dialog, stattfindet. Erfüllt also eine der Parteien ihre Rolle nicht adäquat, stockt der Informationsfluss – es findet kein wechselseitiger Austausch statt, ergo auch keine Kommunikation.

Diese in Mode gekommene Herangehensweise erschwert aber nicht nur den Berufsalltag; sie stülpt sich auch zunehmend in irritierender Weise über meinen Privatbereich. So bedeutet bei einigen Freunden der Boykott der neuen Medien, dass sie auch althergebrachte Umgangsformen verlernen. Dass man also auf meine SMS nicht mehr antwortet, muss ich demnach wohl als einen in meine Richtung gestreckten Mittelfinger interpretieren. Gemäß dem Motto: „Ich hab dir zwar geschrieben, dass ich mich bei dir melden werde, aber wenn ich’s nicht tue, kriegst du’s ja eh auch mit.“
Vielen Dank für die Info! Ich hab ja sonst nicht Besseres vor, als mir auf Gutdünken sämtliche Termine freizuhalten und mir nichts anderes vorzunehmen, falls du dich doch entscheiden solltest, dich gnädig auf eine Korrespondenz mit mir einzulassen.

Aber ich bin halt altmodisch erzogen worden. Und so harre ich in meiner Naivität jedes Mal aufs Neue aus – in der vergeblichen Hoffnung, Antworten zu bekommen. Denn genauso wie der Reichtum der uns zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel die Verständigung zwischen Menschen immer ärmer und missverständlicher zu machen scheint, spielt sich offenbar auch Freundschaft mittlerweile mehr auf einer anderen, transzendenten Ebene ab – fernab jeglicher Kommunikationsmittel. Es ist ja alles nur im Kopf. 

In diesem Sinne schicke ich dir einen transzendenten Tritt in den Arsch. Wirst du ihn bekommen? Und wie wirst du wohl darauf antworten?

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